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Ratgeber: Wieviel Hertz braucht ein Fernseher? Wie Hersteller bei den Angaben tricksen (CMR, AMR, PMR und Co.)

Da es immer wieder Diskussionen und Fragen zu den Hertzwerten eines Fernsehers gibt und die Hersteller ihr Übriges leisten um den Kunden mit beschönten Zahlen ein wenig „hinters Licht zu führen“, dachte ich, es wäre an der Zeit, einen Artikel mit ein wenig Hintergrundwissen zu verfassen.

Was sagen die Hertz überhaupt aus?

Das Hertz (mit dem Einheitenzeichen Hz) ist die physikalische Einheit für die Frequenz. Sie gibt die Anzahl sich wiederholender Vorgänge pro Sekunde, im Bereich der Fernsehgeräte also die Bildwiederholungen pro Sekunde, genauer: Die Anzahl der verschiedenen Bilder pro Sekunde an, die dem menschlichen Auge eine Bewegung als flüssig erscheinen lassen. In Games wird statt Hertz gerne fps (Frames per second = Bilder je Sekunde) verwendet. Allgemein sagt man, dass das menschliche Auge bei 24 Hz (also 24 Bildern pro Sekunde) Bewegungen als flüssig erkennt.

Flüssige Bewegungen für das menschliche Auge

Ab einer einer gewissen Geschwindigkeit der Bildwiederholungen erkennt das menschliche Auge keine Einzelbilder mehr, sondern sieht eine Bewegung. Je schneller die Bildfolge, desto flüssiger die Bewegung. Fernsehen wird auch tatsächlich nur in 50 Hz ausgestrahlt, wenn jetzt aber von 100Hz, 200Hz oder 600Hz Geräten die Rede ist, dann geschieht all diese zusätzliche „Magie“ mit Computertechnik oder genauer: Es werden digital Zwischenbilder berechnet, die die Bewegung noch flüssiger erscheinen lassen soll.


Excited Gamer

Die Hersteller und ihre Hertz-Angaben

Hersteller wie Samsung und Co. übertreffen sich immer häufiger mit steigenden Hertz Angaben zu ihren Geräten. Und wer schon mal vor einem alten LCD Fernseher gesessen und nette Schlieren bei schnellen Bildwechseln gesehen hat, der weiß auch warum die Bildwiederholungsrate für den Genuss von Filmen und Spielen nicht ganz unerheblich ist.

So weit so gut – also muss ein Fernseher mit möglichst hohem Hertzwert her, denkt sich der Kunde, und liegt damit generell auch nicht ganz falsch. Nun kommt es aber zum entscheidenden Punkt, denn auch die Hersteller sind auf das Problem der Hertzwerte aufmerksam geworden und haben sich unterschiedliche „Tricks“ ausgedacht, um hohe Hertzzahlen auf die Packung zu schreiben, obwohl ein Panel mit wesentlich niedrigeren Werten verbaut ist. Wie kann das sein ?

Die Hersteller argumentieren folgendermaßen: Inwieweit der Betrachter das Bild des TVs als flüssig, scharf und schlierenfrei empfindet, hängt nicht nur von der Bildwiederholungsfrequenz, sondern auch von anderen Technologien ab. Beispielsweise lassen sich Unschärfen verringern, wenn zwischen zwei aufeinanderfolgenden Bildern die Hintergrundbeleuchtung kurz ausgeschaltet wird, auch das sogenannte „Scanning Backlight“, das zeilenweise Beleuchten des Bildschirms, zielt auf diesen Effekt ab. Ebenso hat die Zwischenbildberechnung, bei der das TV Gerät eigens berechnete Bilder zwischenschiebt, Einfluss auf die Bildqualität.

Die geschönten Hz-Angaben: CMR, PMR & Co

Generell würde man den Herstellern soweit zustimmen. Was sich Samsung, Philips, LG und Co. nun allerdings ausgedacht haben, ist nicht direkt als Täuschung zu bezeichnen, in jedem Fall führt es aber zu sehr viel Verwirrung beim Kunden. Denn mit der oben aufgeführten Behauptung wurden Begriffe wie „CMR“ (Clear Motion Rate, Samsung), „AMR“ (Active Motion Rate, Toshiba) oder „PMR“ (Perfect Motion Rate, Philips) geboren, die z.T. enorm hohe Hertzwerte ausgeben. So kann es dann passieren, dass auf einem Fernseher „1200 Hz Perfect Motion Rate“ steht und der Kunde staunt vor der schier unglaublichen Bildwiederholungsrate.

Was er nicht unbedingt weiß: Im TV Gerät ist lediglich ein 200 Hz Panel verbaut, der Hohe Wert von 1200 Hz PMR ergibt sich aus einer von Philips eigens gewählten Berechnung: Zunächst wird die Panelfrequenz, also die eigentliche Bildwiederholungsrate mit der Zwischenbildberechnung multipliziert. Addiert werden noch das Scanning- und das Blinking-Backlight, sowie das gezielte Aufdrehen und Dimmen der Hintergrundbeleuchtung in hellen bzw. dunklen Szenen.

Bei Plasma-TVs wird nebenbei erwähnt ähnlich verfahren: Hier findet sich z.B. die Angabe „600 Hertz Subfield rate“ (was sich auf die Bildverbesserungstechnik des Subfield Drivings bezieht) auf dem Fernseher, tatsächlich verbaut ist aber in Wirklichkeit z.B. nur ein 100 Hertz Panel. Dabei hat jeder Hersteller seinen eigenen Begriff und seine eigene Methode zur Berechnung entwickelt, um im Endeffekt höhere Hertzwerte auf die Verpackung zu schreiben als das eigentliche Panel mit sich bringt.

Die Nachteile

Ob man einen Unterschied zwischen 100 Hz Geräten und 200+Hz Geräten erkennt, bleibt oft eine subjektive Einstellung und hat nicht zuletzt etwas mit den Lichtbedingungen im Wohnzimmer zu tun. Dabei können hohe Hertzzahlen und zu viel verbaute Technik durchaus auch nachteilig wirken! Der Soap Opera Effekt kommt beispielsweise ab 200Hz zum Tragen, wenn vom TV eilig berechnete Zwischenbilder nicht so detailreich sind und daher Standbilder unscharf aussehen (der Hintergrund wirkt statisch, während die Bewegungen mit Zwischenbildern ergänzt werden) – wie in einer TV Soap eben. Um diesen Effekt auszumerzen greifen einige Hersteller zu einem weiteren (diesmal schwarzen) Zwischenbild. Das aber wiederum lässt das Gesamtbild des Fernsehers oft zu dunkel erscheinen.

So habe ich bereits einige Rezensionen von Kunden mit Fernsehgeräten gelesen, die die Bildverbesserung (also die Zwischenbildberechnung) abgeschaltet haben, um ein besseres detailgetreueres Bild zu erhalten, da ohnehin der Unterschied von der flüssigen Bewegung her kaum erkannt wird, aber das Bild durch das Weglassen der unscharfen Zwischenbilder durchaus als besser wahrgenommen werden kann. Hohe Hertz-Zahlen haben also durchaus auch ihre Nachteile, nicht zuletzt, weil laut Testberichten zwar der Sprung von 50Hz auf 100Hz sehr viel, der von 100Hz auf 200Hz aber sehr viel weniger wahrnehmbare Änderungen mit sich gebracht hat. Alles was darüber hinaus geht, muss man selbst verglichen haben. In meinen Augen ist es den Aufpreis meist nicht im Ansatz wert.

3D TV

Was bleibt als Fazit?

Unterm Strich lässt sich festhalten, dass die Hersteller natürlich nicht ganz Unrecht haben, wenn sie behaupten, dass allein der Hertzwert eines Fernsehers nicht ausreicht um die Qualität des Bildes bzw, des Panels zu beurteilen. Allerdings sieht man allein an den von den Herstellern recht willkürlich gewählten Methoden zur Berechnung der „Perfect Motion Rate“ oder „Clear Motion Rate“, dass der Kunde mit solchen Werten alles andere als präzise Beschreibungen/Informationen zum Fernseher erhält. Im Zweifel weiß ich als Kunde ja nicht einmal, welche tatsächliche Wiederholungsrate der Fernseher hat, auf dem z.B. „600 Hz CMR“ draufsteht oder wie die Firma eigentlich auf den Wert von „600 Hz“ kommt. Und insbesondere wenn ich Fernsehgeräte vergleichen möchte, nutzen diese Angaben recht wenig, da wie erwähnt jeder Hersteller seine eigene Rechenmethode entwickelt hat. Folglich lässt sich eine genaue oder verlässliche Angabe zu einem Fernseher und dessen Bildqualität also nur mithilfe von Tests, Reviews und Erfahrungsberichten machen, da die von den Herstellern gewählten Begriffe und Angaben letztlich sehr unpräzise sind und man sich im Zweifel besser nicht auf die bloßen Zahlen verlassen sollte.

DealDoktor meint…

Der DealDoktor Schnäppchen-Tipp lautet also: Nicht von Hertz blenden lassen und gerne auch mal zu 100Hz oder maximal 200Hz Geräten greifen, wenn der Preis stimmt. Aufpreise für noch mehr Hertz sind meiner Meinung nach kaum gerechtfertigt. In meinem Beratungsforum habe ich jetzt schon mehrfach Leser gehabt, die lieber zum teureren Gerät mit mehr Hz greifen wollten, obwohl beide Geräte das gleiche 100Hz Panel verbaut hatten und lediglich das ein oder andere Zwischenbild mehr berechnet wurde. Gerade in einigen Rezensionen lies sich hier jedoch finden, dass diese zusätzlichen Zwischenbilder teilweise Probleme verursacht hatten und vom Kunden geraden wurde, die Zwischenbildberechnung abzuschalten. Dann kann man auch gleich zum günstigeren Gerät greifen.

Referenzen im Beratungsforum:

Kommentare (13)
    • 09.10.2013, 11:36

    Schöner Bericht habe sehr gerne gelesen. Bitte mehr davon.

    • 09.10.2013, 13:29

    Ich hab hier Zuhause einen Fernseher mit 100 Hz von LG. Bzw. der Möglichkeit, auf 100 Hz umzustellen. Gefiel mir gar nicht. Die berechneten Zwischenbilder lassen das Bild zeitweise oft hektisch erscheinen. Die Bewegungen sehen unnatürlich oder zumindest ungewohnt aus. Auch bei Freunden, die solche LCD/LED-Fernseher daheim haben, fällt mir das immer wieder auf. Wenn wir uns einen Actionfilm anschauen, dann wirkt es intervallartig so, als rase das Bild einen Augenblick voraus, um dann wieder kurz zu warten. Insgesamt sehe ich so richtig keinen Vorteil. Mein Monitor hier hat schließlich auch „nur“ 60 Hz und funktioniert dennoch wesentlich besser als die Röhre, die ich damals mit 75 Hz betrieben habe. 😉

    • 09.10.2013, 14:49

    [/url][url="http://www.dealdoktor.de/user-uebersicht/?u=4479"%5D@Sven:

    OT:
    Bei den Fernsehern stimme ich dir gerne zu, jedoch bei der guten alten Röhre à la PC-Monitor muss ich dir leider widersprechen: Die Dinger laufen standardmässig mit 60 Hertz, lassen sich jedoch hochschrauben und das aus gutem Grund.
    Bei 60 Hertz flackert der Monitor (für mich wahrnehmbar) und löst mit der Zeit Kopfschmerzen aus.
    Dieses Flackern kann man mit Leuchtstoffröhren vergleichen, die zT. auch nur noch mit 50 Hertz „arbeiten“.
    Bei 75 Hertz macht sich schon eine Verbesserung bemerkbar und bei 90 Hertz ist das Flackern nicht mehr störend.

    Wer mir nicht glaubt: Schaltet mal eine alte Röhre ein und schaut knapp 1m daneben, dann nehmt ihr das Flackern im Augenwinkel sehr gut wahr.

    • 13.10.2013, 17:20

    Klasse das das endlich mal einer sagt, DANKE

    • 30.10.2013, 20:48

    Ich finde es sehr gut, das endlich mal jemand einen Bericht bringt, den man auch als Laie verstehen kann, und anschließen getrost den Verkäufer auf die Probe stellen kann, wie ehrlich er so auf die Fragen antwortet.
    Super danke;-)

    • 06.04.2014, 17:46

    Die Aussage, FPS und Hz seien das gleiche, ist genau genommen kompletter Humbug.

    Man muss unterscheiden: FPS befinden sich auf der Ebene des Mediums (also der Filmaufnahme). Eine Filmsekunde bestehen aus X Frames. Es ist richtig, dass der Wert 24 FPS oft als der Wert angesehen wird, der benötigt wird damit das menschliche Auge die aufeinanderfolgende Darstellung von 24 Bildern pro Sekunde als eine flüssige Bewegung erkennt. Dennoch ist „flüssig“ ein weiter Begriff. Wer in Computerspielen in den 90ern sich die Frames eingeblendet hat, wird Bände zwischen dem Unterschied von 24 und beispielsweise 40 FPS erzählen können.

    Hertz ist dagegen eine Einheit, die sich auf die technische Wiedergabe des Filmmediums bezieht. Bei 40 Hz baut der Monitor 40x pro Sekunde das Bild neu auf (ruft also quasi 40x den aktuellen Frame aus dem Filmmaterial ab). Da der Bildschirm jedoch auch einige Millisekunden braucht, um das Bild vollständig darzustellen (z.B. um die Pixelreihen von oben nach unten oder ähnlich zu aktualisieren), wäre eine 24 Hz Darstellung alles andere als flüssig, da die aufsummierte Zeit die für eine der 24 Bildwiederholungen pro Sekunde derartig hoch wäre, dass einige Frames garnicht dargestellt werden bzw. die „unteren Pixelreihen“ noch garnicht neu aufgebaut worden wären, wenn der neue Bildaufbau von oben wieder beginnt (bildlich gesprochen -> das ist das wahrgenommene Flimmern).

    Bitte also nicht verwechseln!

    • 26.05.2014, 08:42

    vielen dank klare verständliche erklärung sollte mal ein tv verkäufer lesen 1000 dank!!!

  • @ Titus:
    Der Toshiba hat eine bessere Energieeffizienz, der Samsung ist dafür ein Samsung – ich bin Fan von Samsung 😉 Mit wie viel Hertz die Panel letztendlich arbeiten, ist nicht klar, da ja nur die CMR bzw AMR angeboten angegeben wurde. Ich persönlich würde aber nicht zuletzt aufgrund der vielen Bewertungen zum Samsung greifen.

    Solche Fragen stellst du zukünftig am besten im Beratungsforum (rechts oben „Frag den Doktor“) 🙂

    Grüße, Dein Doc.

    • 02.06.2014, 15:23

    @DealDoktor

    Danke erstmal für die Antwort, ich poste es nochmal ins Beratungsforum 😉
    Der Toshiba hat aber vermutlich mehr ‚echte Hz‘ oder?

    • 04.12.2014, 21:11

    DANKE, DANKE, DANKE. endlich mal was das auch der ältere Laie versteht!!!!!!!!!
    Bitte weiter so, ich lese mit vorliebe diese Seite!

    • 07.01.2015, 23:47

    100 Herz bei LCD Fernsehern ( alte Technik ) vollkommen ausreichend

    400 – 600 – 800 Herz bei den neuen LED Fernsehern . selbst bei 600 Herz sind noch Schlieren bei schnell gezogenem Bild wie z.B. Skispringer zu sehen .

    warum wird auf den Unterschied LCD – LED nicht eingegangen und stattdessen behauptet das 100 Herz ausreichen ?
    da wird sich ein Käufer eines LED Modells der nach diesem Bericht denkt mit 200 Herz ein gutes Gerät zu haben aber ordentlich erschrecken.

    • 10.11.2019, 20:15

    Wichtig ist die Angabe der nativen Hertzzahl eines Panels.
    Die verbauten Panels gibt es mit nativen 50 Hz, 100 Hz oder selten sogar 200 Hz. Selbst die meisten UHD oder 4K Geräte haben ein 50 Hertz Panel verbaut. Die hohen Angaben wie PQI, AMR, CMR, PMR & Co werden durch Zwischenbildberechnung /teilweises oder ganzflächiges „ausschalten“ der Hintergrundbeleuchtung erreicht.
    Für 3D-Wiedergabe sollte das Panel zumindest nativ 100 Hz haben.
    Deutlich besseren Schwarzwert gibt es bei VA-Panels, leicht bessere Blickwinkelstabilität jedoch bei IPS-Panels.
    Dann bleiben noch Curved-Modelle mit gebogenem Panel mit Anpassung ans menschliche Sichtfeld so dass ein gekrümmtes Bild größer wirkt, als es tatsächlich ist.
    LED-TVs sollten einen „Spiel- /Game-Mode“ besitzen. Damit kann die Zwischenbildberechnung und andere Bildbearbeiter ausgeschaltet werden, um so den Lag deutlich zu verringern.
    Hochwertige Gamingbildschirme haben zum Vergleich native 144 Hz.

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